Schäm dich! Oder besser nicht?

Wie oft habe ich das schon gehört? Oft. Entweder an mich gerichtet oder an andere.

Schäm dich! Wie oft habe ich das über andere oder mich selbst gedacht? Noch öfter.

Und wie oft habe ich Worte nicht ausgesprochen, die mir auf der Zunge lagen oder Dinge nicht getan, auf die ich Lust hatte, um mich nicht zu blamieren oder mich nicht vor mir selbst zu schämen? Noch viel öfter.

Kennst du das Gefühl, beim Tanzen auf einer Party beobachtet zu werden? Das Gefühl, dich im wahrsten Sinn des Wortes nicht frei bewegen zu können? Warum macht es dir Spaß unter der Dusche zu singen, aber wenn einer zuhört, bist du offiziell heiser?

Wie frei sind wir wirklich, wenn wir Dinge nicht aussprechen oder tun, die uns am Herzen liegen? Wie oft bemerkst du, dass dein Gesprächspartner nicht versteht, was du ihm sagen willst, er sich aber nicht traut nachzufragen?

Was macht das wohl mit uns und unserem Selbstvertrauen?

Für manche mag das „normal“ sein – ich glaube, jedes Mal, wenn wir etwas nicht sagen oder nicht tun, schwächen wir unser Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen. Mit jedem Mal befeuern wir das Gefühl, dass unsere Worte nicht wert sind, ausgesprochen oder gehört zu werden. Wir vertrauen unseren Worten und Taten nicht.

Es sind nicht die anderen, die uns verbieten uns durch Worte und Taten auszudrücken: Es sind wir selbst!

Wir sind es, die uns permanent beobachten, kritisieren und über uns richten!

Bevor ich das erste Mal Karaoke mit Freunden spielte, spürte ich unglaublichen Widerstand in mir. Lass das sein. Geh nach Hause. Es ist eh schon spät. Du blamierst dich nur. Sie werden über dich lachen. Mir schossen tausend Gedanken durch den Kopf. Mein Körper produzierte eine Vielzahl unangenehmer Gefühle, die mir sagten: Tritt den Rückzug an. JETZT!

Dann sang ich. Oder so ähnlich. Außer mir selbst hat kaum jemand wirklich Notiz davon genommen. Es hat auch nicht weh getan. Ganz im Gegenteil, es war, als ob ich da eine Handbremse gelöst hatte, die schon fast eingerostet schien.

LEINEN LOS!

1 Antwort
  1. Elisabeth
    Elisabeth sagte:

    Ja, es ist sehr schwer, über den eigenen Schatten zu springen, etwas zu tun, von dem man denkt, dass man es eigentlich nicht kann. Und dann stellt man fest, es geht besser als angenommen, und andere loben dich gar.
    Ein tolles Gefühl, und es macht Mut zu mehr Mut.
    Eigene Erfahrung!

    Antworten

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