Ich weiß nicht, ob ich es brauchen werde. Aber ich packe es ein. Man weiß ja nie. In knapp zwei Wochen kann viel passieren. Erst recht, da ich nicht weiß, wo die Tage beginnen, wo sie enden und was dazwischen geschieht. Sicher ist sicher.

8.000 Höhenmeter und 600 km über spanischen Boden später, reicht es mir. Warum schleppe ich das alles die Berge hoch und runter? Meine Beine sind vom Fahrradfahren auch so jeden Abend völlig erschöpft. Jedes Gramm weniger macht sich bei Gegenwind, bergauf und vor allem auf langer Strecke bemerkbar. Die zweite Hälfte meiner Radreise will ich erleichtert in die Pedale treten.

Zwei T-Shirts für einen eventuellen Restaurantbesuch, Medikamente für den Notfall, Wundsalbe und Pflaster für Stürze, Chlortabletten für Trinkwasser, Haarwachs für das Ego und vor allem eine Menge gedanklicher Worst Case Szenarien wandern in den Müll. Und plötzlich fällt alles viel leichter.

Natürlich fällt das Weniger an Gepäck auf. Noch viel mehr spüre ich allerdings, dass meine Gedanken leichter sind.

Die Sorge, was alles passieren kann, hat Platz für Vertrauen gemacht. Es wird schon alle gut gehen. Ich genieße die traumhafte spanische Natur. Ich staune über die Größe und Schönheit der Olivenhaine, nehme den Duft der Pinienwälder wahr und spüre die Freiheit in jeder Faser meines Körpers. Meine Aufmerksamkeit gehört dem, was gerade ist und ich fühle jeden Moment sehr intensiv. Dass ich dabei immer noch schwer schnaufend die Berge hoch und runter radel, fällt mir kaum auf. Ich mache mir weniger Gedanken, wo ich abends mein Zelt aufschlagen kann. Auch wenn ich hungrig und durstig bin, weiß ich, es wird zu rechten Zeit eine Tienda kommen, in der ich finde, was ich brauche. Es läuft fast alles wie von selbst. Und wenn nicht, dann stresst es mich nicht. Es ist, wie es ist.

Es ist erstaunlich zu erleben, wie kleine Veränderungen im Außen, große Veränderungen im Innen bewirken können.

Was kannst du über Bord werfen? Deine Sorge vor einer ungewissen Zukunft? Die Trauer um verpasste Gelegenheiten? Die Angst dich zu blamieren? Den (Irr)Glauben du schaffst das nicht? Die Gewohnheit alles kontrollieren zu wollen?

LEINEN LOS!

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